Sonntag, 28. Oktober 2012

Waaaas? Du geeeehst schon?

Liebe Lenauer!

Gestern fühlte sich das nicht mehr an wie Goldener Oktober. Eine Woche vorher hatten wir noch im Gras gelegen und uns ganz sommerlich gefühlt...und nun? Was war passiert? Hatte die Erde sich von der Sonne abgewandt?

Nun fühlt man den kommenden Winter. Nachts ist es um Null Grad kalt. In vielen Gegenden in Deutschland fiel der erste Schnee.

Auf dem Brunospaziergang gestern wirkte das alles wie im November.




Später wurde es etwas wärmer und freundlicher - oder war das alles nur, weil ich einen langen Spaziergang mit Hofhund Bruno  hinter mir hatte? Vorsorglich hatte ich schon die langen Strumpfhosen untergezogen, und man brauchte sie auch!

Zuerst besuchte ich Conny, 16 Jahre alt, und freute mich an ihrer Lebensfreude mit. Sie kam auch aus dem Stall heraus und lief, zusammen mit Fleckchen, 20 Jahre, mit zu den anderen, um Gras zu fressen. 








Hier grasen zum Teil Mütter und Kinder nebeneinander. Paul und Pauline sind Connies Kinder, Milli und Fläumchen sind Fleckchens Töchter.



Alma wollte auch gestreichelt werden. Ich schaute mir ihre Stelle an der linken Schulter genauer an, die vor einem Jahr so kahl und offen gewesen war, sogar in diesem Frühjahr und Sommer hatte es noch eine offene Stelle gegeben...

(Ogottogott! 300 Euro damals für den Tierdoktor und das Labor, aber er hatte auch nicht viel machen können. Er kennt sich nämlich mit Hunden und Katzen aus und Schafe, die älter als vier Jahre sind, kennt er schon überhaupt gar nicht wie übrigens niemand. Ihr wisst schon, warum.) 

Alles gut verheilt, schon etwas mit Fell überwachsen.
Unter der Haut fühlte es sich hart, verschorft und nicht soo normal an. Als ich begann, es zu massieren, da legte Alma den Kopf schief und genoss es, wie man sehen kann.


Lächelt sie nicht fast? Die Massage verbessert anscheinend die Durchblutung an der Stelle, und das scheint eine gute Wirkung zu haben. Nun mussten die anderen Schafe warten, weil ich ja nur zwei Hände habe und die waren jetzt mit dem Kneten von Almas früherer wunder Stelle beschäftigt. Da sie es sichtlich genoss, konnte es nicht verkehrt sein. 

Derweilen legte mir Herr Weiss den Kopf schräg auf die Schulter und blies mir seinen warmen Atem an die Wange. So macht er das immer, wenn man keine Hand für ihn frei hat. Pony stand ganz nah dabei und steckte seinen Kopf auch noch dazu, Petit Criu blieb dabei, aber etwas auf Abstand und wartete auf seinen Moment.
 


Daphne, geb.2001, Thilus, geb. 2002

Sehr erfreulich ist, dass es Daphne wieder so gut geht. Sie ist zutraulich, stellt sich dazu und genießt es, gekrault zu werden. Aufatmen bei mir. Das war lange Zeit anders und machte Frau Raupach und mir Sorge. Frau Raupach ist die Tierhomöopathin, die alle Tiere liebevoll und sehr sachkundig versorgt. Sie hatte beim letzten Mal Daphne ein Mittel gegeben. Von da an änderte Daphne ihr Verhalten und war nicht mehr so schüchtern und traurig. Auch ihre Beine tun ihr nicht mehr weh. Darüber freue ich mich sehr und Frau Raupach auch, wenn sie das liest.
Sie hatte Pauline für ihr tränendes Auge etwas gegeben. Ein paar Tage später war das Auge wieder gut.

Conny hatte auch etwas bekommen. Sie hat sich entschieden, weiterzumachen und beißt wieder mit großer Lust in ihr Knäckebrot. Alte Schafe ohne Zähne bekommen von uns Knäckebrot.

Ihr denkt sicher, was macht sie sich so viele Gedanken um so ein paar Schafe. Man kann nur so denken, wenn man einen riesengroßen Unterschied macht zwischen Streicheltier und so genanntem Nutztier. Diese Tiere sind aber genau so hoch entwickelt und facettenreich in ihrer Seele, in ihren Persönlichkeiten so unterschiedlich, dass man es, glaube ich, gewaltsam unterdrückt und nicht zulassen möchte, hier auch etwas Besonderes und Schützenswertes zu sehen.

Wenn es dieses Besondere aber gibt, ist es auch da, selbst, wenn ich es nicht sehen will.

Die LenauSchule hat mir durch ihre Schafhaltung seit Anfang der Achtziger Jahre  ermöglicht, diese Tiere besser kennen zu lernen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar und versuche auch, der Schule dafür, dass sie so besonders war, etwas zurück zu geben. 

Ich glaube, wir tun den so genannten "Nutz"-Tieren großes Unrecht.

Wenn ich von einem Pferd oder Hund oder einer Katze erzählen würde, so, wie ich es hier tue, dann würde sicher niemand dabei etwas seltsam finden. Bei einem Schaf wohl aber schon. Ich glaube, es gibt hier eine Art Tabu, etwas, wo viele Menschen nicht darauf hingewiesen werden möchten.

Wir haben irgendwas nicht in Ordnung in unserem Verhältnis zu den tierischen Mitgeschöpfen und sollten viel mehr darüber nachdenken.

Welche Bilder habe ich noch?
Ach, ja: Fläumchen, Fleckchens Tochter von 2003



Sie hat Glück gehabt, dass man sie mit durchfüttert. Ihre Schwester Löckchen hatte dieses Glück nicht. Man kann nicht alle Tiere "retten". Es kostet viel Geld. Jedes dieser Schafe lebt hier in Pension. Sie werden sehr gut betreut.

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Es stimmt nicht, dass man einfach zwei Schafe nimmt, stellt sie auf eine Wiese und fertig. Das geht immer schief. Jedes Tier braucht Pflege, die Weide auch.

Das kostet hier 30 Euro pro Monat, also einen Euro pro Tag für ein Tier.

Möchte jemand Pate werden für ein Schaf?

Er könnte ein persönliches Verhältnis zu diesem Tier entwickeln, die schöne und heilsame Ausstrahlung  genießen und viel über diese wunderbaren Wesen lernen.

Man kann mir im Büro eine Mitteilung hinterlegen oder in der Schule anrufen und seine Telefonnummer geben, dann rufe ich zurück.

www.lenau.net

Oder der Schule für mich eine Nachricht schicken: info(at)lenau.net           


Er könnte dann auch zweimal im Jahr kostenlos ein Wochenende im Ferienhaus in Garz verbringen.....

Schrecklich, dass die Tierfreunde immer Geld von einem wollen, nicht wahr? Man muss ja nicht darauf reagieren, für mich ist es aber den Versuch wert.

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Das ist Fleckchen, die älteste Lenauerin. Sie ist seit 1993 da und stand bis 2007 auf dem kleinen Hof. 2007 gab es zwei Schulkinder, die sie versuchten zu reiten, daraufhin riss ihr das Knieband. Sie konnte das Bein nicht mehr aufsetzen. Doch in Jahren der Pflege wurde es wieder besser.

Wie überall: Schnell ist etwas zerstört - aber wie lange dauert es, etwas aufzubauen??? Jedenfalls hat sie sich wieder erholt und ist jetzt die Älteste, nachdem ihr Zwillingsbruder Willi im Mai im schönen Alter von zwanzig Jahren ruhig verstarb.

 

Hier haben wir auch noch einen guten alten Lenauer, Nello. Er ließ sich auf dem kleinen Hof von 2003 bis 2007 immer sehr gern von allen Kindern streicheln. Wenn man geht, ruft er mit seiner heiseren Stimme hinterher.... Er ist 2002 geboren, also jetzt zehn Jahre alt und freut sich über jeden Besuch.


 Wen haben wir noch? Einen Paul, der wunderbar chillen kann...
Ihm muss man das Meditieren nicht extra beibringen.


Paul ist am 1.3.2003 geboren, die Mutter ist Conny, der Vater Thilus. Er ist Paulines Zwillingsbruder. Er kam zuerst, dann Pauline. Conny gab beiden ihre Milch, sie hat immer alle beiden Kinder versorgt. Das macht nicht jede, z.B. nicht Alma. Alma gab immer nur einem Kind Milch, deshalb wurde sie dort, wo sie war, ausgebürgert und sollte, na, Ihr wisst schon. Dass Paul sich hier wohlfühlt, das kann man sehen. 



And here you see Paul and his friends: Vorne Paul, hinten rechts Milli, in der Mitte Pauline, hinten Daphne. Die bei Lenau Gebornenen haben alle noch ihre original langen Schwänze, wir haben nie die Schwänze abgeschnitten. Alle Schafe mit kurzen Schwänzen, so wie Daphne, sind zugewanderte Lenauer.

Daphne z.B. wurde zweimal nicht schwanger und schon ---- Na, Ihr wisst schon.. Und weil das so schlimm gewesen wäre, bekam sie hier ihr Asyl. Und welch ein schönes, frohes und dankbares Tier ist sie!!!



Waaaas? Du geeeehst schon? Och nöö! - Ich komm doch wieder, bis bald!

Ein, zwei heisere Rufe von Nello sind noch zu hören, dann komm ich am Stall vorbei, wo Conny so in der Tür liegt, dass sie in die Natur hinausschauen kann und erstaunt guckt - ach, Du bist noch da? Wir denken manchmal, dass Conny schon ein bisschen Alzheimer hat.... Jedenfalls hört sie nicht mehr gut.
Nochmal kurz Conny Tschüss sagen, sie von Fereba grüßen und - ins Auto, zurück nach Berlin!

Liebe Grüße
Minna 

Dienstag, 23. Oktober 2012

Goldener Oktober in Garz 20.10.2012

 Hallo, liebe Lenauer!

Am letzten Wochenende besuchte ich die Schafe. Man kann rufen:"Hallo, Lenauer!", dann kommen sie sofort angelaufen.

Es war ein wunderbarer Herbsttag. Zuerst war der Spaziergang mit Bruno angesagt, das geht gar nicht ohne.

 Danach war Bruno ganz glücklich und zufrieden.

 Sieht dieses Gebüsch nicht aus wie Bruno?
It's Bruno's land...

Herr Klingler lockte die beiden alten Damen Fleckchen und Conny zu einigen Bäumen mit gut schmeckenden Blättern. Sie genossen es sehr.


Vor der Schäferei waren Netze gespannt, ganz nah an der Straße. Doch das kümmerte die Schafe nicht. Sie fühlten sich sicher und hielten sich auch gern mal außerhalb der Weide auf:


 Links ist Alma, rechts Pony zu sehen.


 Daphne ist auch wieder guter Dinge.


 Die Schreie der Kraniche und Wildgänse, die sich auf ihre weite Reise machen, begleiteten uns den ganzen Tag. In der Prignitz kann man Tausende von ihnen sehen.


Man steht ein wenig beisammen: Ganz hinten Alma, Milli und Paul, in der Mitte rechts Petit Criu und links Herr Weiss. Vorne steht Pauline.

Paul findet es toll, dass mal was Anderes passiert als sonst.
 

Er steht oft mit seiner Zwillingsschwester Pauline zusammen.
 
 Pauline guckt sich die Menschen immer genau an. Sie blickt richtig hin.



Paul: War da nicht eben ein Geräusch hinter den Fenstern?



So nah ist die Straße (Oben bei den Bäumen). 

Später waren wir noch zusammen auf der Weide. Ich lag auf dem Boden - es war so warm und Petit Criu legte sich neben mich, Pauline ebenfalls.
Als dann Herr Weiss mir seinen heißen Atem ins Gesicht blies und Pony eifersüchtig wurde, stand ich auf. Wenn die aufeinander losgingen und ich lag ahnungslos daneben, das wollte ich nicht riskieren. Irgendeiner stört immer...

Es war so schön zu sehen, dass es auch Conny wieder recht gut geht. Aber wie wackelig sie ist...Doch sie setzt jeden Schritt mit Bedacht und schafft es auch immer wieder in den Stall hinein. Dort liegt sie dann und schaut hinaus.

Das war ein sehr versöhnlicher Herbsttag in Garz/Brandenburg bei den Lenauer Schäfchen. Sie grüßen Euch und schicken viele Grüße nach X-Berg!

Viele Grüße auch von
Christa Brenner-Nees