Donnerstag, 31. Dezember 2015

Warum die Schafe so therapeutisch sind...1

Das versuche ich, einmal zu erklären. Ob es gelingt, das weiß ich nicht.
Ich war ja ungefähr zehn Jahre lang an der Schule, ohne die Schafe überhaupt zu beachten. Sie waren eine exotische, sympathische Zutat, gingen mich aber nicht weiter etwas an.
Die Hausmeister hatten ihre Pflege auch völlig selbst in der Hand. Kinder waren nicht beteiligt.

Erst, als Frau B. die Pflege der Schafe übernahm, weil der neue Hausmeister ein Totalausfall war, als sie Kinder am Stallausmisten beteiligte und Schaf- und Wollprojekte mit ihnen durchführte, mit dem Schafsmist Kompostmieten betrieb und den Dünger im Schafehof unter den Bäumen verstreute, dabei Regenwurmkisten zur Beobachtung anlegte....da find das an, mich auch zu interessieren.

Als sie dann in Pension ging, hatte ich die Schafe allein an der Backe.
Konnte ich mich weigern?

Sie hätte sie einem Bauern gegeben und weiter nicht groß geschaut, was der mit ihnen macht.
Das war mir verbaut. Ich hätte mir mein Leben lang Vorwürfe gemacht.
Die Hammel haben schon gar keine Chance. Die Frauen eine Zeitlang, wenn sie gebären, vielleicht.

Als mir das klar wurde, wusste ich, dass ich da drin hing. Zuerst bedauerte ich, dass die Tiere nicht so klein wie Kaninchen waren.
Das war eine Körpermasse bei manchen von 60 kg und mehr.

Als die Tiere dann an der Schule nicht mehr erwünscht waren, als sie auch verletzt worden waren, was 25 Jahre lang nicht vorgekommen war, weil die Schafe wegen der Kinder, die sie liebten, so eine Art Welpenschutz im Viertel hatten - da suchte ich einen Hof für sie.

Ich fand einen. Aber mir war nicht klar, wie schwierig es sein würde, wenn zwei Logiken auf einem Hof sind: Eine ökonomische und Schlachtlogik und eine Patenschafts- und Zufluchtslogik.
Doch davon vielleicht ein anderes Mal.

Heute wollte ich auf das zurückkommen, was mir die Schafe zurückgaben und geben.

Ich habe gelernt, dass man langsamer sein muss als ein Schaf. Dann gibt es seinen Fluchtimpuls auf, dann nähert es sich und zeigt Neugierde und zeigt sich.

Für viele Menschen ist es sicher nicht leicht, sich langsamer zu geben als ein Schaf, für manche unmöglich. Für viele Kinder war es möglich. Sie erlebten, wie die Schulschafe auf sie zukamen - manche hatten furchtbare Angst! Als käme da ein Wolf! - aber manche Kinder spürten die Wärme, das Weiche, das Ruhige, das, das keine Ansprüche an sie stellt sondern nur mit ihnen den Augenblick teilt.

Und so lernte ich das auch.

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