Dienstag, 16. Juli 2013

Fleckchen von Lenau Teil 1

Hallo liebe Lenauer/innen, 
hallo liebe Schafefreunde!

Heute vor vier Wochen teilten wir die Zeugnisse aus bzw. haben einige von Euch sie bekommen.
Berlin ist ruhig und leise und man hat sich von den Strapazen des letzten Schuljahres schon ganz gut erholt.
Die Hälfte der Ferien ist schon ziemlich lange überschritten, aber das Ende glücklicherweise auch noch nicht in Sicht.

Wir können noch etwas damit anfangen!

Ich möchte heute über Fleckchen nachdenken. Die Zeit nutzen, um ein kleines Porträt von ihr anzufertigen.

 


Fleckchen gehörte zu den Lenauer Schafen, so lange ich die Schafe kenne. Ich kam 1989 zur LenauSchule. Da gab es die Schafe schon. Eigentlich hatte ich zu einer anderen Schule hin gewollt. Als ich aber die Friedhofsmauer an der Baruther Straße entlangging, um mich bei der Schulleitung der LenauSchule vorzustellen, da sah ich durch den Zaun hindurch die Schafe und hörte einen Hahn krähen. Wir hatten damals ja noch Hühner, sie liefen frei auf dem Schulhof herum....


 
 Willi (hinten) und Fleckchen (vorn) , die Zwillingsgeschwister, auf dem kleinen Schafehof. Sie durften eigentlich nicht mehr raus aus dem Gehege. Das "Hygiene"ding. Aber am Wochenende hab ich's trotzdem gemacht. Hinten die alte Weide, von der sie alle immer so gern Blätter gefressen haben, Zaun und Stall. Das Bild ist aus dem Jahr 2007.

...und ich dachte mir: So unangenehm kann eine Schule nicht sein, die Schafe und Hühner hält! Wahrscheinlich haben viele Eltern und Schüler das auch gedacht! Denn oft hörte man: "Ach, die Lenau? Ist das nicht die Schule mit den Schafen?" 

Die Tiere waren 1982 oder 1983 an die Schule gekommen, um türkischen Schülern in Berlin etwas von zu Hause in der Türkei Vertrautes mitzugeben. Damals waren unsere türkischen Schüler noch in der Türkei geboren und kamen oft aus kleinen Dörfern mit Schafhaltung. Es war ein Projekt der Schule mit der Freien Universität gewesen, Prof. Dr. Zimmer betreute es damals.

Damals wurden die Tiere auch von der Hausmeisterei versorgt, von unserem "Otti", dem Herrn Vogel und Frau Gottschalk. Man kam an die Schafe nicht so recht heran. Man konnte sie eben sehen. 

Man konnte aber mit Otti in den Hühnerstall gehen, Eier sammeln und dann Pfannkuchen in der Klasse damit backen. So war das damals.

Im Frühling gab es Lämmchen, die wurden bewundert und gehätschelt, nach Ostern waren die Lämmchen aber immer weg. 


 Conny und Fleckchen mit Lamm, 2003


SchülerInnen mit Willi, Fleckchen, Ali, Pauline, 
am Gehege in der LenauSchule, 2004, 
Fleckchen ist immer mittendrin, 
fällt aber nie so auf. Sie ist eher scheu.

Die Schafe waren da und es war sympathisch, doch es bekümmerte mich bis dahin nicht groß. Mitte der 90er wollte die Schulleitung aber die Schafe weghaben. Wir bildeten eine Gruppe im Kollegium, waren sechs Kolleginnen und kämpften für den Verbleib der Schafe. Da es anderen egal war, uns aber war es wichtig, blieben die Schafe. So um 1992/93 müssen die Zwillinge  Willi und Fleckchen im Schulgehege geboren worden sein. Später, so 1995, kamen Ali und Conny dazu. Es gab noch den Bock Lino, mit dem war nicht gut Kirschen essen, der sorgte für die Lämmchen. Ali und Willi waren kastriert.

Conny und Fleckchen bekamen jedes Jahr je ein oder zwei Junge. Ernesto, der unsere Schafe später immer schor, sagte von Fleckchen, als er sie schor: "Sie hat ein großes Gewächs im Euter, sie wird keine Milch mehr geben. Wenn Ihr nicht eine Riesenarbeit haben wollt, dann..." 

Das war so um 2001.

2002 waren die Schafe in der Ferienzeit wieder bei Ernesto auf der Sommerwiese. Bei uns an der Schule wurde gebaut. Ernesto hatte mittlerweile die jungen Böcke Thilus und Nello bei sich stehen, die er selbst gezüchtet hatte. Sie waren ein Jahr alt. Die Bauarbeiter reparierten das Schuldach. Frau B., die Lehrerin, die die Schafe mit ihren SchülerInnen damals fleißig und liebevoll betreute, war der Meinung, sie sollten länger auf der Sommerwiese bleiben, weil immer Styroporkügelchen vom Dach ins Gehege fielen und sie hatte Angst, das könnte den Tieren schaden.

Nur führte es dazu, dass Conny und Fleckchen, als sie wieder zu uns zurückkamen, beide schwanger waren.

Wir hatten im Jahr vorher, 2002, schon Fleckchens Tochter Milli mit der Flasche aufziehen müssen, sechsmal am Tag, tags und nachts je eine Flasche Milch gegeben. Katastrophe für die Nerven. 

Tagsüber war es schön, wir konnten mit SchülerInnen hingehen, aber spät abends und nachts...

2002 waren wir noch etwa fünf Lehrerinnen in der "Schafegruppe", also jede musste eine "Schicht" übernehmen. Ernesto übernahm oft die Fütterung nachts um drei Uhr, denn er führte ein Restaurant und kam auf dem Weg nach Hause nochmal vorbei.

Also Milli hat uns ganz schön Nerven gekostet und gedankt hat sie es uns nie...
Nun, 2003,  war Fleckchen wieder tragend. Doch wir wussten nun, was auf uns zukam.

Darum ging ich  zur Klauentierklinik in Zehlendorf und ließ mich beraten. Wir hatten auch schon einen Bauern, der wollte uns die Lämmchen abnehmen und sie mit der Flasche aufziehen. Ein Super-Angebot!!! Klang verführerisch. Wir wären unser Fütterproblem losgeworden. Doch wollte ich vorher noch genauer wissen, was es für die Mutter bedeutet, wenn man ihr nach der Geburt das Kind wegnimmt. "Ach", meinte der Arzt, "Sie wird ein paar Tage schreien, dann gibt sich das..Es bringt sie nicht um."

Eine Mutter, die tagelang weint? Nee. So beschlossen wir gemeinsam: Wir füttern noch einmal  und lassen Kind oder Kinder bei ihr.

 

Hier sieht man nun die glückliche Mutter Fleckchen 2003, ein paar Tage nach der Geburt mit einem ihrer Lämmchen, wahrscheinlich ist es Fläumchen (weiter hinten im Bild liegt das andere) und hatten über Monate die Fütterei wiederum an der Backe.


 







So, das sollte für heute reichen. Es ist dann eben nur Teil 1 über Fleckchen. Fleckchen war  nie so ein liebes, zugewandtes Schaf wie Conny. Gierig war sie, sie drängte auch immer alle weg; zickig war sie, gestreicheltwerden mochte sie nicht, genau wie ihre Tochter Milli. Auch Fläumchen ist nicht so verschmust. 

Fleckchen war kein Schaf, zu dem die Kinder oder wir etwas aufbauen konnten. Eigentlich kannte man sie gar nicht so gut. Das ist aber auch in Ordnung. Es ist eben nicht jeder ein Schmusemonster.

Viele Grüße
Eure Minna

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